Weshalb Menschen Desinformation und Verschwörungstheorien vertrauen? Das lässt sich auch durch verschiedene psychologische Effekte erklären, die zu Wahrnehmungsverzerrungen führen. Hier ein paar (nicht abschließende) Beispiele für solche Effekte:
Wer durch den Algorithmus in seinem Newsfeed nur einseitige Meinungen und extreme politische Ansichten angezeigt bekommt, hält sie schneller für allgemeingültig und weit verbreitet. Noch stärker ist der Effekt, wenn sich in speziellen Foren Gleichgesinnte treffen, sich von der Allgemeinheit abspalten und sich gegenseitig in ihrem Weltbild bestätigen. Beispiele wie QAnon zeigen, wie in solchen Gruppen verschwörungstheoretische Sichtweisen und sogar ein eigener Humor und Sprachcode entwickelt werden. Diese Kombination aus Isolation und der Kommunikation mit Gleichgesinnten kann dann zu Radikalisierung und der Spaltung der Gesellschaft führen.
Dieser psychologische Effekt beschreibt, dass Menschen dazu neigen, das eigene Verhalten und die eigene Meinung denen der Mehrheit anzupassen. Ursprünglich war ein Bandwagon ein Fahrzeug mit einer Musikkapelle darauf (wie ein Festwagen in einer Parade), der von Mitläufern zu Fuß begleitet wurde.
Es gibt eine stete Flut an validen Informationen, aber ebenso an Desinformation, und das kann sowohl Einzelpersonen als auch gesellschaftliche Systeme überfordern. Durch die riesige Reichweite digitaler Medien sind außerdem die Kapazitäten schnell ausgeschöpft, solche Inhalte zu erkennen und einzuordnen und ihnen entgegenzuwirken. Das gilt sowohl für den Einzelnen als auch für staatliche und gesellschaftliche Institutionen. Kognitive Überlastung tritt auf, wenn das Gehirn zu viele Informationen gleichzeitig erhält. Dadurch wird die Verarbeitungskapazität des Arbeitsgedächtnisses überschritten und es fällt schwerer, wichtige Informationen herauszufiltern, richtig zu bewerten und zu speichern.
Dieser Wirkmechanismus beschreibt eine weit verbreitete Wahrnehmungsverzerrung, bei der Menschen vor allem solche Informationen berücksichtigen, die sie direkt sehen und die ihre Erwartungen bestätigen. Fehlende oder widersprüchliche Informationen werden ignoriert. In der Medienberichterstattung müssen Informationen schon immer vorausgewählt werden. Je nach Medium können dabei aber auch Aspekte wie die Erwartungshaltung der Leser oder eine sensationsheischende Berichterstattung eine Rolle spielen. Algorithmen in sozialen Netzwerken sorgen dafür, dass gezielt Nachrichten ausgeblendet werden, die nicht mit den vermuteten Ansichten der Nutzer übereinstimmen. Dadurch kann ein verzerrtes Bild der Realität entstehen, denn so können nicht alle relevanten Informationen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.
Hier kannst du Chiara dabei beobachten, wie sie in diese Falle tappt.
Dieses Phänomen tritt auf, wenn Menschen den Zusammenhang oder die Abhängigkeit zwischen verschiedenen Informationen nicht erkennen und damit nicht bei ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen. Verschiedene Nachrichtenmedien beziehen sich beispielsweise häufig auf die gleichen Informationsquellen wie Presseagenturen. Inhalte von Zeitungsartikeln, Fernsehsendungen und Online-Medien stimmen daher oft überein. Etablierte Presseagenturen halten sich allerdings an publizistische Grundsätze und überprüfen Informationen. Anders in sozialen Netzwerken, hier kann die Meinung von vermeintlich vielen Nutzern auf der Information einer einzigen, nicht überprüften Quelle basieren. Und somit werden immer wieder ähnliche Informationen verbreitet. Diese Wiederholungen sorgen dafür, dass Informationen eher für wahr gehalten werden. Im Zusammenhang mit Desinformation und Verschwörungstheorien wird dieser Effekt gezielt genutzt, um falsche Erzählungen zu festigen und kritisches Hinterfragen zu verhindern.